Die Isis heute als geistiges Wesen

Das Isis-Wissen lebt auch nach dem Untergang des alten Ägyptens weiter und hat sich bis in unsere heutige Zeit hinein auf verschiedene Art und Weise fortgesetzt. Der Übergang in das Christentum kündigt sich bereits in Abbildungen aus der ägyptischen Zeit an, auf denen sie  mit ihrem Sohn Horus auf dem Schoss zu sehen ist, und eine deutliche Ähnlichkeit mit den späteren Mariendarstellungen zeigt.  Zwischen der Isis und der Maria bestehen viele Verbindungen und Parallelen, die  von verschiedenen Künstlern aufgegriffen wurden; einige Beispiele dafür seien hier angeführt.

In Mozarts „Zauberflöte“ gibt es die berühmte Arie „O Isis und Osiris….“. Mozart schildert hier musikalisch, wie der Jüngling Tamino  erst die Prüfungen im Tempel von Isis und Osiris bestehen muss, bevor er würdig ist, seine geliebte Pamina in die Arme zu schließen.

Novalis, der große Dichter der Romantik, beschreibt den Einweihungsweg eines Isis-Schülers in der Novelle „ Die Lehrlinge zu Sais“. Novalis hatte  eine ganz persönliche Verbindung zur Isis und zur Maria. Letztere beschreibt er in dem Gedicht: „ Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt…“

Sixtinische MadonnaEine der bekanntesten Gemälde von Maria und dem Jesuskind ist die Sixtinische Madonna von Raffael. Neben der Maria sind die Gesichter der ungeborenen Kindern zu sehen, die die Maria umgeben. Rudolf Steiner erlebte beim Betrachten des Bildes, dass durch die Maria die Isis hindurchleuchtete. Die Isis als die Göttin des Lebens führt die Kinder aus dem Vorgeburtlichen zu einer neuen Verkörperung. Steiner selber hatte einen starken Bezug zur Isis, die er auch mit der Sophia in Zusammenhang brachte.

Die hier beschriebenen Auffassungen der Maria unterscheiden sich deutlich von dem konfessionellen Zerrbild der Maria, das  Unterdrückung der Frau benutzt wird. Hier ist das Gegenteil der Fall. Auch für  Goethe war das Urbild des Weiblichen etwas sehr Großes. Aus  seinem Faust II stammt der Satz: „Das Ewig Weibliche zieht uns hinan.“ Es ist bei Goethe das Ewig Weibliche, das sich in der Maria ausdrückt. Durch diese geistige Kraft kann der schuldbeladene Faust am Ende erlöst werden.

Auch die Isis zeigt uns die Würde und die Schönheit eines weiblichen Urbildes, das die Fülle und den Reichtum des Lebens ausstrahlt. Sie ruht in sich und ist doch in jedem Moment für die Umgebung offen. Durch ihre Verbindung zu den nie versiegenden kosmischen Kräften kann sie helfen und schenken. Sie trägt das Seelenwissen einer weiblichen Spiritualität in sich. Damit ist sie Urbild und Vorbild bis in das praktische Leben hinein. Die mit der Isis verbundene geistige Kraft hat das Potential, der Wissenschaft und dem Selbstverständnis des Menschen eine neue Qualität hinzuzufügen, die einen spirituellen Umgang  mit dem Leben der Menschen und der Natur bewirkt.